aktualisiert September 2022
Teej – ein Festival in Nepal für Frauen und – schon der Klang des Wortes verheißt etwas geheimnisvoll und Exotisches.
Tatsächlich ist das Teej Festival ausschließlich Frauen in Nepal gewidmet und ein Fest was wir in unserer Welt nicht kennen und uns schwer vorstellen können.
Drei Tage erstrahlt Nepal in einem roten Lichtermeer, denn die Frauen wickeln sich in ihre schönsten Saris. Ihre Arme zieren zahlreiche Schmuck Reifen die jedem Schritt einen geheimnisvollen Klang geben. Nepalesische Ehefrauen tragen ihren goldenen Hochzeitsschmuck. Stirn und Scheitel schmücken einen rote Tikka und Sindur Pulver (rotes Pulver am Scheitelansatz), als Zeichen das die Trägerin schon vergeben ist.
Ende des Sommers, wenn der Monsun langsam das Land verlässt, beginnt Teej und läutet die Festival Saison in Nepal ein.
Ihr hört überall die aufgeregten Stimmen der Frauen die versteckt in Ecken schon einmal die Tanzschritte einüben. Teenager sind happy. Endlich können sie mitmachen. Und wie überall auf der Welt werden die Mode Geschäfte und Kosmetik Salons gestürmt.
Neidige und sehnsüchtige Blicke der Kleinen Mädchen, die es selbst kaum erwarten können am Fest teil zu nehmen, begleiten sie.
Auch wenn Teej ein Frauenfest ist, sind Männer dann doch irgendwie involviert.
Ihnen steht zu ihre Angetrauten mal so richtig nach Strich und Faden zu verwöhnen. Wie und ob das überhaupt klappt ist die Entscheidung der jeweiligen Ehefrauen.
Die jedenfalls haben nur eine einzige Aufgabe die Tage: sich so richtig ins Zeug zu legen, um für das Glück ihrer Männer zu bitten.
Ledige Frauen müssen nicht traurig sein. Schließlich soll es irgendwann einmal so weit sein und der Bund fürs Leben wird geschlossen.
So nutzt die jüngere Generation das Teej Fest um innig bei den Göttern, wenn es so weit ist bitte den perfekten Ehemann bereit zu halten.
Shiva und Parvati – das Vorzeigepaar in der hinduistischen Götterwelt sind Dreh und Angelpunkt und so liegt es nah das in „ihren“ Tempeln an Teej die Pujas stattfinden.
Das Teej Festival in Nepal startet mit viel Musik und Tanz
Dar Khane din – wird am ersten Tag des Teej Festes gefeiert. Ihr ahnt es schon, Teej ist ein Fest was mehrere Tage in vollen Zügen genossen wird.
An vielen Plätzen und Tempeln der Stadt, in den eigenen Wohnvierteln und einfach überall steppt der Bär. Bei heissen Tanzrhythmen und Musik vergeht die Zeit wie im Flug. Überall im Land könnt ihr Frauen und Mädchen beobachten wie sie einfach Ihr Leben in vollen Zügen genießen. Fröhlich und lachend mit ihren wehenden Saris begehen sie „ihren“ Tag.
Ich bin ein Tanzmuffel. Doch ich liebe diese Zeit in Nepal.
Es ist unnötig im eigenen Heim das Radio zu nutzen, denn aus allen Ecken dröhnt laute Musik mit traditionellen und rhythmischen Liedern.
Die meisten Songtexte sind extra für das Teej Festival komponiert wurden. Und auch wenn allgemein eine fröhliche Stimmung herrscht, erzählen die Lieder oft vom harten Leben der Frauen in Nepal – in der Stadt oder auf dem Land.
Bis weit in die Nacht feiern sie das Leben in aller Fröhlichkeit.
Außerdem bleibt nur bis Mitternacht Zeit, um reichlich zu essen und trinken. Die folgenden 24 Stunden heißt es: ganz streng fasten.
Ein Tag im Zeichen des Fastens und der Verehrung
Shiva und sein heiliger Pashupatinath Tempel ist heute Dreh und Angelpunkt. Im Umkreis der Tempelanlage gibt es kein normales Durchkommen mehr. Wenn ihr zur Teej Zeit in Nepal seit, solltet ihr euch das nicht entgehen lassen. Den Anblick von Tausenden Frauen in Rot wird euch nachhaltig als super Reise Erinnerung im Gedächtnis bleiben.
Schon im Morgengrauen haben sich die meisten Frauen auf den Weg zum Tempel gemacht. Wohlwissend das es Stunden dauern wird, ehe ihre Füße das Heiligtum betreten werden. Dicht an dicht in einer Reihe stehen sie und warten geduldig bis der heilige Shiva Schrein vor ihnen ist.
Kleine geheiligte Opferschalen aus Blättern des Bananen Baumes und der Basilikum Pflanze (Tulsi patta genannt), sind gefüllt mit Blumenblüten, Süßigkeiten, Räucherstäbchen und kleinen Münzen.
Diese sollen Shiva geopfert werden und bei dieser Gelegenheit für ein angenehmes Leben der Ehemänner zu bitten.
Sollte jetzt ernsthaft irgendwer denken dabei geht es recht ernst zu, muss ich euch enttäuschen. Es wird viel gelacht und untereinander gewitzelt. Sicher auch ab und an auf Kosten eines der heute Verehrten Männer. 😉
Ein wichtiger Tag, der ganz im Zeichen des großen Fastens steht. Seit Mitternacht haben die Frauen keine Nahrung mehr zu sich genommen. Oft wird während der gesamten Zeit nichts getrunken.
Der Legende nach sollen die Angetrauten nicht abgelenkt werden, wenn sie sich mit Gebeten und Pujas für das Glück der Ehemänner und Kinder aussprechen. Erst zur kommenden Mitternacht ist es „erlaubt“ wieder zu essen und trinken. Kranke und schwangere Frauen müssen nicht fasten.
Wann immer ich an Teej in Kathmandu bin lasse ich mir das bunte Spektakel nicht entgehen.
Ich habe mich am Pashupathi in die Reihen der Frauen gewagt, nachdem ich nachdrücklich mehr als einmal dazu eingeladen wurde.
Unweigerlich belagert mit Fragen über die eigene Familie – und ob der Ehemann auch wirklich der Passende ist :), verflog die Zeit wie im Flug. Leider ist es mir als Nicht Hindu untersagt den heiligen Shiva Tempel zu betreten.
Am Ende des Tages bleibt zu hoffen, dass die Götter erhört wurden. Nachdem die holde Weiblichkeit für ein langes Leben ihres Mannes, Wohlstand und einer starken Beziehung bis zum Tot gebetet haben wird anschließend wieder das Tanzbein geschwungen.
Noch einmal wird es eine lange Nacht. Männer sind nicht neugierig – behaupten sie von sich selbst. Stimmt nicht so ganz, denn hin und wieder schaut ein männliches Mitglied der Familie vorbei, doch meist lässt man die Frauen unter sich.
Letzter Festivaltag und rituelle Reinigungen
‚Rishi Panchami‘ – so heißt der Tag heute zum Ende des Teej Festivals an dem noch mal alles gegeben wird.
In der Dämmerung, in aller Stille brechen die Frauen auf, um sich am Fluss rituell zu reinigen. Der Legende nach sollen sie ein Bad in rotem Schlamm des heiligen Busches (Datiwan) zusammen mit dessen Blättern von allen Sünden des vergangenen Jahres befreien.
Im schimmernden Licht einer Diyo (Öl Lampe) und an deren Seite die Göttin Parvati, streifen die Frauen die Strapazen der letzten Tage ab. Auch wenn Nepal die letzten Stunden fröhliche und tanzende Frauen erlebt hat, ist deren Leben nicht leicht. Aber mit Hilfe der Götter leichter zu leben.
Kommentare
Dolly Seiffert
Schöner Beitrag. Endlich höre ich mal wieder etwas neues aus Nepal!
Ines Oßwald Rai
Schön da freuen wir uns. Wir hoffen auch in Zukunft wieder mehr über Nepal zu veröffentlichen. Viele Grüße Bijay und Ines
Susann
Danke ?
Es ist so schön ? schade dass wir nicht dabei sind.
Wir freuen uns sehr Nepal wieder besuchen.
Ines Oßwald Rai
Ja es gibt wirklich sehr viele und vor allem bunte Feste in Nepal. Drücken wir die Daumen und sind wir positiv gestimmt, dass wir bald wieder nach Nepal reisen können.
Viele Grüße Ines